Samstag, 10. November 2012

"Yes, my boss?"

Wenn man sich als Weißer hier in der Öffentlichkeit aufhält, wird man wirklich ununterbrochen angesprochen: Wenn ich durch die Tür gehe, kommen gleich ganz viele fremde Kinder angelaufen, winken oder fassen mich an der Hand und rufen "Bye Mzungu!". "Mzungu" ist Swahili und bedeutet "Weißer". So steht dann jeden Tag eine Schar von Kindern um mich herum und alle scheinen ganz außer sich vor Freude, nur weil sie mich sehen. "Bye Mzungu" wird auch nicht nur einmal gerufen, sondern es wird mir so lange immer wieder hinterhergerufen, wie ich in Sichtweite bin. Manchmal wird wird sogar zu den Mzungu-Rufen getanzt.
Wenn ich dann weitergehe kommen Leute an und sagen: "How are you, my friend? God praise you!". Andere wiederum rufen mich wieder "Mzungu" oder fragen sogar "Yes, big man?" oder "Yes, my boss?", wenn sie wollen, dass ich irgendetwas kaufe. Alles nur weil ich weiß bin.
Das klingt jetzt natürlich alles ziemlich rassistisch und eigentlich ist es das auch. Dennoch kann ich es gut verstehen: Fast alle Weißen, die hierher kommen, bringen für ugandische Verhältnisse sehr viel Geld mit und geben es auch aus. Viele arme Ugander, die Sachen verkaufen oder Dienstleistungen wie Budda-Fahrten (ein Budda ist so etwas wie ein Motorrad-Taxi) anbieten, sind auf dieses Geld angewiesen. Und weil sie es von Weißen gewohnt sind, dass sie viel Geld ausgeben, und weil sie wissen, dass Weiße auch einfach viel mehr Geld haben, werben sie um ihn.
Als ich mich eines Abends mal mit jemandem, der ungefähr in meinem Alter war, kurz unterhalten hab, nachdem er mich mit "How are you, my friend?" begrüßt hatte, da erklärte er mir, dass alle Weißen, die hierher kommen, auch ich, als Gepäck nur einen riesigen Sack voller Dollarnoten mitnehmen. Er hat mir bis zum Schluss nicht geglaubt, dass es nicht so ist.
Wenn ich aber, nachdem ich irgendwie auf Englisch angesprochen wurde, auf Luganda, der Sprache, die eigentlich in hier in Entebbe gesprochen wird, antworte, dann freut man sich immer sehr. Während man in Deutschland von einem Ausländer erwartet, dass er Deutsch spricht, ist es hier ein kleines Wunder, wenn ein Weißer sich die Mühe macht ein paar Sätze der Sprache hier zu lernen.
Als mich vor einigen Wochen ein völlig betrunkener UN-Soldat aus Guatemala, der schon seit 3 Jahren in Entebbe ist, angesprochen hat, konnte der kein einziges Wort Luganda und auch kaum Englisch. Diese Soldaten machen übrigens einen Großteil der weißen Bevölkerung hier aus. Es wundert mich also auch nicht, wenn ein Ugander sich freut, dass ein Weißer Luganda spricht.
Naja, alles in allem nervt mich das Angesprochenwerden schon sehr, aber ich versuche immer freundlich zu bleiben, denn wahrscheinlich würde ich es genauso machen, wenn ich Ugander wäre.

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