Vorweg: Wenn ich hier in meinem Blog
eine Situation beschreibe, habe ich immer die Befürchtung, dass sie
als "für ugandische Verhältnisse normal" gewertet wird.
Ich will also keinen Anlass für Vorurteile wie zum Beispiel "Ugander
sind unzuverlässig" geben. Ich möchte nur eine Geschichte
erzählen und mit diesem Vorwort verhindern, dass man beim Lesen
denkt, dass Beschriebenes repräsentativ für ugandische Verhältnisse
ist:
Ich kam gestern zur German Secondary
School und ging in Roberts Büro. Robert ist mein Gastvater und der
Schulleiter der Schule.
"Eins ist schon gedruckt! Der Rest
kommt morgen!" - Ich legte ihm das erste Exemplar des Jahrbuchs
hin. Er blätterte es durch und ich sah, wie beeindruckt er war. Als
er sein Lob dann auch aussprach, war ich zufrieden und stolz auf das
gelungene Ergebnis der Arbeit der letzten Wochen.
Dann klingelte mein Handy:
"Hallo?"
"Hallo? Sind Sie noch in Kampala?"
"Nein. Ich bin jetzt in Entebbe.
Was gibt's denn?"
"Es tut mir leid. Ich hab mich
verrechnet."
"Verrechnet? Was heißt das?"
"Es wird teurer als gedacht."
"Teurer? Wie viel?"
"Es würde jetzt 2,6 Millionen
Schilling kosten." (1 Euro sind etwa 3000 Uganda-Schilling)
"Ich sagte doch 1,8 ist schon über
dem Limit!"
"Aber dann können wir nicht
drucken."
"Dann werden wir nicht drucken."
Aufgelegt. Ich setzte mich hin und
steckte das fertige Jahrbuch wieder ein. Ich hatte inzwischen 3 ganze
Tage in Kampala verschwendet, ich hatte den Druckauftrag an 5
verschiedene Copyshops gegeben und alle hatten mich später angerufen
und doch abgesagt. So zufrieden ich vor dem Anruf über das Ergebnis
war, so mutlos war ich danach.
"Und jetzt?", fragte ich
Robert.
"Jetzt musst du nochmal nach
Kampala.."
Also war ich heute wieder Kampala. Zuerst
bin ich zu dem Copyshop von gestern gegangen, hab mir das Geld
zurückgeben lassen und dann habe ich mich auf die inzwischen übliche
Suche nach guten Angeboten gemacht, die immer etwa so aussieht:
Ich gehe zu einem Laden und frage:
"Drucken sie Zeitschriften?"
"Ja."
"Ok. Ich bin von der German
Secondary School in Entebbe. Wir wollen unser Jahrbuch drucken
lassen, es hat 64 farbige Seiten und wir wollen 150 Hefte. Das
Problem ist aber, dass wir über Spenden aus Deutschland finanziert
werden und uns nur 1,5 Millionen Schilling zur Verfügung stehen. Ist
es irgendwie möglich so viele Bücher diesen Betrag zu drucken?"
Dann wird im Durchschnitt etwa eine
Viertelstunde gerechnet und danach wird mir ein Angebot gemacht. Und
normalerweise muss ich das Angebot dann ablehnen, weil es zu teuer
ist.
Aber auch heute fand ich jemanden, der
bereit war, für einen akzeptablen Preis zu drucken. Diesmal habe ich
ihm nicht meine Handynummer gegeben, heute wird mir also niemand
mehr absagen. So kann ich bis morgen Abend, wenn ich komme um die
Hefte zu holen, hoffen, dass es diesmal klappt.
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