Ich will mit dieser Geschichte nicht
sagen, dass man in Uganda keine Freunde finden kann - im Gegenteil,
durch Ihre offene Art ist es sogar ganz einfach. Aber manchmal kann
das eben auch schief gehen:
Ich habe bei einer Einrichtung, in der
ich manchmal arbeite, jemanden kennengelernt, der ungefähr in meinem
Alter ist – sein Name ist Andrew. Wir haben uns ein wenig
unterhalten und er war mir auch nicht unsympathisch. Nach einiger
Zeit sagte er mir, dass er "eine Geschichte über sein Leben"
– die Lebensgeschichten der Ugander sind oft sehr interessant -
geschrieben hat und er bat mich, sie mal zu korrigieren, weil er
nicht so gut in Rechtschreibung sei. Also verabredeten wir uns für
den Abend.
Ich kam zu ihm und das Erste, was ich
sah, war seine Mutter, die völlig außer sich war, weil ein Weißer
zu ihr nach Hause kam. Sie kam an und fasste mir die ganze Zeit ins
Gesicht, um meine wunderbare weiße Haut berühren zu können. Dabei
redete sie ununterbrochen abwechselnd in Luganda und Swahili zu mir
und ich verstand natürlich kein Wort. Als ich dann ins Haus kam und
wir uns hinsetzten, fing die ganze Familie an Wodka zu trinken,
wahrscheinlich hatten sie schon vorher getrunken, denn alle waren
sehr schnell betrunken. Dazu redeten alle gleichzeitig mit mir,
sodass ich einfach nichts verstehen konnte. Die Mutter ging immer
raus und kam mit irgendwelchen Geschenken für mich wieder. Ich wurde
also behandelt, wie ein Gott, dessen Gunst man sich erkämpfen oder
zumindest erkaufen muss, und dessen Gesellschaft eine unglaubliche
Ehre ist. Und das war natürlich sehr unangenehm und enttäuschend
für mich. Man freute sich nicht, dass ICH da bin, sondern, dass ein
Weißer da ist. Mit zunehmender Betrunkenheit meiner Gastgeber wurde
ich auch immer häufiger "Jakob" genannt, denn Jakob ist
der andere Weiße, der an der Einrichtung arbeitet, bei der ich
Andrew kennengelernt hab.
Als ich ihn dann irgendwann fragte, was
jetzt eigentlich mit der Geschichte sei, weigerte er sich, sie
mir zu zeigen; es sei ihm zu peinlich,
wie viele Fehler er gemacht hat. Die Antwort auf meine Frage, wie
viel er denn geschrieben hat, war: "Eine halbe Seite."
Spätestens da wurde mir klar, dass es von Anfang an nur darum ging,
irgendwie den Weißen zu sich nach Hause zu bekommen.
Als ich ging, sagte man mir, dass ich
so schnell wie möglich wiederkommen soll – ich aber hoffe, keinen
aus dieser Familie je wieder zu sehen.
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