Frohes neues Jahr!
Mein Silvester habe ich mit Lagerfeuer
am Strand verbracht, aber davon gibt es nicht viel zu erzählen. Ich
möchte lieber von meinen Tagen vor Sylvester berichten:
John Chombo und sein Bruder Dennis,
beide Lehrer der Hilgard Primary School, hatten mich, bevor das
Schuljahr zuende ging, eingeladen, sie in ihrem Heimatdorf besuchen
zu kommen. Nachdem wir uns telefonisch noch einmal abgesprochen
hatten, bin ich am 27. Dezember in die Stadt Tororo, die im äußersten
Osten Ugandas liegt, gefahren. Als ich ankam, holte John mich ab und
wir gingen gemeinsam ins 5 km entfernte Dorf, dessen schwierigen
Namen ich leider vergessen habe. Schon auf dem Hinweg konnte ich die
Stille genießen, die ich, als Bewohner des schönen Dorfes Karlshof,
so sehr vermisst habe: Keine Motorgeräusche, kein Geschrei, keine
Menschen!
Als ich ankam, begrüßte mich die
große Familie, die zur Weihnachtszeit wieder ins Heimatdorf gekommen
war, herzlich; man freute sich über meinen Besuch und ich freute
mich über die freundliche Aufnahme. Dann gab es Mittagessen und ich
erfuhr, wie meine Mahlzeiten die nächsten Tage aussehen würden:
Zusammen mit den Männern saß ich an einem Tisch, die Frauen setzten
sich, nachdem sie uns bedient hatten, auf eine Matte auf dem Boden
und aßen dort. Gegessen wurde mit den Händen und meine Ungeübtheit
darin war für alle, auch für mich, unterhaltsam. Es war eine schöne
Erfahrung mit den Fingern zu essen, es fühlt sich gut und natürlich
an und es spricht wirklich nichts dagegen. Ich kann allen nur
empfehlen, auch mal, wenn die Konsistenz der Mahlzeit es erlaubt, das
Besteck wegzulassen.
Den Rest des Tages zeigte mir John das
Dorf, in dem er irgendwie jeden Tante, Onkel, Vater, Mutter, Bruder,
Schwester, Tochter oder Sohn nennt, entweder weil es wirklich eine
verwandschaftliche Beziehung gibt oder weil sie so gut befreundet
sind. Wie jeden Tag wurde es dann um 7 dunkel und wir unterhielten
uns noch bei Kerzenschein, denn Strom gab es nicht (das gilt nicht
für das ganze Dorf, die Häuser der Wohlhabenderen sind versorgt).
Als es spät wurde, gingen wir zeigte John mir, bevor wir schlafen
gingen, sein Haus: Es war eigentlich nur eine, Mauer, mit der ein
Rechteck gezogen wurde und auf die man ein Wellblechdach gesetzt
hatte. Es war sehr klein, etwa so groß wie ein Klassenraum in
Deutschland, und es war in drei Räume aufgeteilt, die aber ohne
Türen miteinander verbunden waren. Einer dieser Räume, ausgefüllt
mit einem Bett, wurde mir als Schlafraum zur Verfügung gestellt.
Als ich am nächsten Tag spät
erwachte, hatte man mir schon Wasser zum Waschen vom Brunnen geholt,
denn Leitungswasser gab es auch nicht.Nach meinem späten Frühstück,
das aus Kaffee und selbstgemachtem Popcorn bestand, setzte ich mich
mit Dennis raus, unterhielt mich und genoss die Stille. Auf dem Weg,
der am Haus vorbeiführte, sah ich einen Mann gemächlich schlendern.
Keine Eile! Den bestimmten, schnellen Schritt, den man in Städten
immer so rücksichtslos aufs Ziel zustreben sieht, sucht man hier
vergebens. In Karlshof, wie in dem ugandischen Dorf, dessen ich
vergaß, hat man Zeit und Ruhe.
Später gingen wir zur Kirche und
hörten uns dort eine Vorlesung eines Professors, einer der vielen
"Onkel" Johns, an und verbrachten danach den Abend im
Gespräch mit ihm.
Am dritten Tag stand eine Hochzeit an,
deren Feierlichkeiten von morgens bis in die Nacht gingen. Man hatte
einen Generator organisiert, sodass wir Musik und Licht hatten, es
gab ein Festessen, das auch mit den Händen gegessen wurde, es wurden
viele Reden gehalten, die ich leider nicht verstand, weil sie in der
Sprache, die man in Tororo spricht, waren (manchmal übersetzte man
extra für mich) und es wurde viel getanzt. Man freute sich über
meine Anwesenheit und bedankte sich für das damit gezeigte Interesse
Deutschlands und Europas an Uganda, denn Weiße seien sonst nie an
diesem Ort.
Am frühen Nachmittag des vierten Tages
fuhr ich wieder zurück. Es war das erste Mal, dass ich alleine in
Uganda verreist war und ich hatte eine schöne und vor Allem
interessante Zeit, aber ich war auch froh, bald wieder in Entebbe zu
sein und meine Erfahrungen mit meinen Freunden hier zu teilen.
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